Ist ein Silberblick wirklich Gold wert?
Etwa sechs Prozent der deutschen Bevölkerung sind vom Schielen – in der Fachsprache: Strabismus – betroffen. Die Ursachen sind vielfältig, man weiß um eine hohe Vererbungsrate und um eine Gleichgewichtsstörung der Augenmuskeln.
Was passiert beim Schielen?
Sechs Muskeln pro Auge sind es, die unser Gehirn steuert, um die Augen zu bewegen. Damit beide Augen konform gehen, müssen die Steuerungsaktivitäten gut koordiniert werden. Dafür muss das Gehirn üben. Bei Babys kann es bis zu drei Monate dauern, bis sich die Synchronität der Augen ausgebildet hat. Beim Synchronsehen passen die Blickbereiche der zwei Augen so übereinander, dass ein einziges Bild entsteht.
Wer schielt, bei dem sehen die Augen also nicht in dieselbe Richtung. Die Ursache kann an einem Auge (unilateral bzw. monolateral), an beiden oder im Wechsel beider Augen (alternierend) liegen. Das schielende Auge kann sich dabei nach innen, nach außen, nach oben, nach unten oder um die Sehachse verdrehen. Wenn sich nicht ein Auge als dominant herausarbeitet, entsteht ein Doppelbild.
Was für Schielarten gibt es?
Schielen kann als Erkrankung an sich, also primär, aber auch als Begleiteffekt, also sekundär, entstehen.
Primäres Schielen
Die häufigste Schielform ist das frühkindliche Innenschielen (Begleitschielen), die etwa zwei bis drei Prozent der Babys bzw. Kleinkinder betrifft. Wichtig ist hier eine frühe und konsequente Behandlung, denn nur sie garantiert eine Verbesserung bzw. Heilung. Unbehandelt kann sich das dreidimensionale, also das räumliche Sehen nicht entwickeln.
Sekundäres Schielen
Häufig ist das latente Schielen, welches sich nur unter bestimmten Umständen – meist Müdigkeit, Stress und/oder Alkohol – bemerkbar macht.
Obacht gilt beim sogenannten Lähmungsschielen. Dies kann jederzeit und zu jedem Alter auftreten. Oft deutet es auf eine ernstere Erkrankung wie einen Schlaganfall hin. Dieses Schielen tritt spontan auf und provoziert Doppelbilder bzw. Sehfehler. Meist sind weitere Motorik-Felder betroffen. Sofort zum Arzt!
Die Frage nach dem Silberblick
Gemeinhin wird ein leichtes Schielen oft als Silberblick bezeichnet. Dann wird er als niedlich oder besonders attraktiv bewertet. Diese Bewertung erfolgt aufgrund des Kindchenschemas, den dieses Schielen auslöst. Der oder die Betroffene wirkt etwas hilflos und schutzbedürftig.
In der Kunst ist der „Silberblick“ eine bestimmte Maltechnik. Der berühmteste Silberblick ist der von Mona Lisa. Sie folgt einem mit den Augen, egal wohin man geht. Verlockend…
Zurückkommend auf unsere Einstiegsfrage bedeutet dies: Ja, ein Silberblick ist – zumindest in der Kunst – manchmal tatsächlich Gold wert!
PS: Beim absichtlichen Schielen bleiben die Augen ganz sicher nicht stehen, aber man übt die Kontrolle über die Augenbewegung. Ruhig häufiger mal trainieren!
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