20. April 2024

Durch deine Augen

Ob an Land, im Wasser oder in der Luft, die Natur hat das Sehen für alle Lebewesen möglichst optimal eingerichtet. Nahezu jedes Tierchen hat seine eigene Seh-Stärke, die perfekt zu seinem Leben passt. Die Medaille hat dann oft auch eine Kehrseite. Man kann halt nicht alles haben! Nachfolgend ein kleiner Aufriss über einige spannende Augen-Blicke.

Das Sehen der Landbewohner

So sehen wir

Da wäre zum Beispiel der Mensch. Er kann aufgrund der drei verschiedenen Zapfenarten – die Zapfen sind im Auge für die Farben zuständig, die Stäbchen für die Verarbeitung des Lichts – in einem breiten Farbspektrum bis zu 200 Farbtöne voneinander unterscheiden und diese in jeweils ca. 500 Farbstufen, also heller oder dunkler. So kommt der Mensch auf etwa 20 Millionen Farben in seinem Regenbogen-Repertoire.

Scharf sieht er ca. 20 Meter weit, so lange er normalsichtig ist. Sein Sichtfeld ist mit 180 Grad durchschnittlich. Sein Dämmerungssehen ist eingeschränkt, denn nachts gehört der Mensch ins Bett.

Übrigens: Da die Pigmentierung der Regenbogenhaut im Auge bei der Geburt noch nicht abgeschlossen ist, erscheinen die meisten Babyaugen blau und sind daher recht lichtempfindlich. Erst mit der Zeit – und dies kann bis zu drei Jahre dauern – bildet sich die bleibende Augenfarbe heraus.

Zwei wie Hund und Katz

Hunde und Katzen, unsere oft besten Freunde, haben nur zwei verschiedene Zapfenarten und sehen somit nur im Blau- und im Gelb-Segment, der rote Bereich wird ebenfalls als Gelbton wahrgenommen. Optimiert ist dafür die Farb-Differenzierung, d.h. weniger Farbtöne, dafür eine breitere Palette pro Farbe.

Da die Augen dieser Vierbeiner deutlich lichtempfindlicher reagieren, ist das Sehen im Halbdunkel viel besser als bei uns. Das liegt am „Tapetum lucidum“. Dies ist eine spiegelähnliche Schicht auf dem Auge, die das Licht quasi doppelt reflektiert. Und ja, dies ist auch der Grund, warum uns die Stubentiger bzw. Wachhund-Augen im Dunkeln bestrahlt so gruselig anblitzen.

Da auch für Hunde ein Nachtschlaf eingeplant wurde, sehen sie bei völliger Dunkelheit aber dann doch nur so wenig wie Herrchen bzw. Frauchen, also wenig bis nichts. Katzen jedoch, die in der Nacht auf Pirsch gehen, sehen nachtoptimiert. Zum Vergleich: Ein Mensch sieht bei Dunkelheit nur etwa die Hälfte dessen, was seine Katze wahrnimmt. Um diese perfekte Nachtsehleistung zu erzielen, kann die Katze ihrer Pupille dreimal so stark vergrößern wie ein Mensch…vom schmalen Sehschlitz am Tag bis zum kreisrunden Sehloch in der Nacht. Das wird fast nur noch getoppt vom Nachtaffen mit seinen großen Kulleraugen.

Hunde sind im Vergleich zum Menschen etwas kurzsichtig. Steht ein Objekt still, sieht der Hund ab ca. 30 Zentimetern und nur bis circa sechs Metern richtig scharf. Sobald aber Bewegung ins Spiel kommt, reagiert des Hundes Auge blitzschnell. Katzen hingegen sind ganz leicht weitsichtig. Dafür ist das Sichtfeld von beiden Tieren größer als unseres und zwar bis zu 250 Grad, je nach Rasse.  

Hundebabys leben die ersten zehn bis dreizehn Tage im Dunkeln, erst dann öffnen sich ihre Augen. Bei Katzen dauert dies sogar bis etwa zum zwanzigsten Lebenstag. Und vorerst haben auch kleine Kätzchen meist blaue Augen. Erst mit ungefähr drei Monaten sind die Katzenaugen ans Sehen gewöhnt und haben ihre bleibende Farbe übernommen.

Das Glück der Erde

Pferdeaugen zeichnen sich durch eine nahezu perfekte Rundumsicht aus. Denn Pferde sind Fluchttiere und müssen daher alles gut im Auge behalten. Und das tun sie – und zwar mit jedem Auge einzeln. Jede einzeln aufgenommene Wahrnehmung wird dann auch in unterschiedlichen Gehirnhälften verarbeitet. Da jedes Auge einzeln unscharf sieht, muss ein Pferd seinen Kopf frei in die Richtung bewegen können, wo es etwas Wahrgenommen hat, um dies zu überprüfen. Interessant ist, dass dort, wo wir Menschen binokular – also überlappend – sehen, das Pferd einen toten Winkel hat: direkt vor seinem Kopf in Höhe seiner Augen. Ein zweiter toter Winkel befindet sich direkt hinter dem Pferd. Und dazwischen hat es alles ohne Kopfdrehen im Blick.

Heiße Sache

Ein besonderes Seh-Schmankerl an Land bietet die Schlange, denn sie sieht Wärme, also Infrarot. Praktisch, wenn man sich im hohen Gras an seine Beute heranschlängelt.  

Ab ins Wasser

Unter Wasser gibt es viel zu entdecken…sei es mit den Spiegelaugen der Hummer, die optimiert darauf sind, das Licht von oben und von unten in den dunkelsten Tiefen einzufangen, den Pigmentbecheraugen der Strudelwürmer, die eine Orientierung ohne klare Bilder ermöglichen, den Lochaugen der Tintenfische, die eher dunkel, dafür aber gestochen scharf sehen, oder den Flachaugen der Quallen, die zwar recht gut mit der Helligkeit arbeiten, aber ein miserables Richtungssehen vorweisen.

Viele Wasserbewohner kommen ab und zu an die Oberfläche, um zu jagen. Dieser Wechsel ist eine besondere Herausforderung für die Augen. Da bewundern wir die Vieraugen (Anablepidae), die für jedes Medium einen extra Augenbereich eingerichtet haben, um so zeitgleich über und unter Wasser perfekt sehen zu können.

Über den Wolken

Greifvögel haben sich den Namen „Adlerauge“ wahrlich verdient, denn sie haben die schärfsten Augen im Tierreich mit Sinneszellen dicht an dicht. Sie sehen besser als wir mit einem Fernglas. Der Falke zum Beispiel kann eine Taube aus acht Kilometern Entfernung erblicken. Und selbst Mäusepipi entgeht den aufmerksamen Jägern nicht…dank UV-Licht.

Zugvögel haben nicht nur Kraft für eine weite Reise, sondern können auch das Erdmagnetfeld sehen. So finden sie auch nachts sicher nach Hause.

Insekten sind eine besondere Spezies. Mit ihren Facettenaugen vereinen sie bis zu 3.000 Einzelaugen in einem. Viel hilft hier allerdings nicht viel. Denn die Vielzahl an Augen bewirkt nicht, dass sie besonders gut sehen – im Gegenteil, Detailsehen ist nicht ihr Ding – aber sie sehen besonders schnell…und das auch in UV. Sie leben wie in Zeitlupe, da sie bis zu 250 Einzelbilder pro Sekunde verarbeiten können. Wir Menschen nur circa zwanzig!

FAZIT

Der Mensch sieht also besonders bunt, um die Angebote der Natur besser zu sondieren. Der Hund ist ein Wächter, der Bewegungen in Bruchteilen wahrnimmt. Katzenaugen sind optimiert für die nächtliche Beutejagd. Schlangen sehen Temperaturen. Das Pferd behält als Fluchttier immer den Überblick. Unter Wasser wird jede Helligkeit genutzt – nicht nur von oben, sondern auch von unten in Form schillernder Schuppen. Greifvögel sind die wahren Adleraugen. Zugvögel sehen das Magnetfeld, um nach Hause zu finden. Und Insekten leben im Daumenkino. Wow!

Neugier geweckt? Wenn Sie mehr zu der Sehleistung eines bestimmten Tieres erfahren wollen, dann geben Sie uns Bescheid und wir recherchieren für Sie!

Quellen: einfachtierisch.de; diehundezeitung.com; cavallo.de; welt.de

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