Meine 100% sind nicht deine 100%
Die Sehschärfe wird – eigentlich – als Dezimalzahl dargestellt. Hier reichen die Angaben von 0,1 bis zu 2,0. Und was heißt das? Was sagt das aus? Da diese Werte schwer erklärbar schienen, hat man das „eigentlich“ in Prozentwerte gewandelt. So entstanden Sehschärfen bis zu 200 %.
Vorab: Unter Sehschärfe/Sehkraft/Sehleistung versteht man das Auflösungsverhalten (konkret: der Kehrwert des Auflösungsvermögens) der Augen, sie ist also vergleichbar mit der Pixelzahl einer Kamera: Je höher die Auflösung, desto schärfer das Bild. Aber man kann auch „übersteuern“…
Was 100 % Sehschärfe bedeuten
Der Wert „100% Sehschärfe“ definiert sich dahingehend, dass eine Zeile Text in bestimmter Größe aus 15 Metern Entfernung lesbar sein muss. Wer diesen Text in 10 Metern Entfernung gut lesen kann, hat eine Sehschwäche und zwar: 10 (Entfernung Ist) / 15 (Entfernung Soll) = 0,67. Die Sehschärfe liegt hier bei 67%.
Die Sehstärke ist zwar faktisch messbar, wird aber zudem ganz individuell empfunden. Manch einer fühlt sich schon mit einer minimalen Kurzsichtigkeit unsicher, andere empfinden einen Hauch „verschwommen“ sogar als entspannend. Für jeden von uns sind „seine“ 100 % also anders.
Wenn die Sehschärfe nicht optimal ist, wird sie korrigiert. Dies geschieht bei den Klassikern Kurzsichtigkeit bzw. Weitsichtigkeit. Es gibt aber auch Sehschwächen, die nicht korrigierbar sind. Hierzu gehören Hornhautverkrümmungen oder Eintrübungen, die altersbedingte Makuladegeneration oder ein krankhaft veränderter Sehnerv. 100 % Sehkraft ist also ein schönes Ziel, das aber nicht immer erreicht werden kann.
Einfach mal drüber
Bei einigen Tätigkeiten kann es sein, dass eine leichte Seh-“Aufbesserung“ die Augen – trotz guter Sehstärke – vor Überanstrengung schützt. Als Weitsichtiger – der besser im Nahbereich sieht – ist ein längerer Blick „in die Kürze“ (wie z.B. auf den Computer) oft eine Herausforderung für seine Augen, umgekehrt die längere Autofahrt für den Kurzsichtigen. Denn hier wird gegen die eigentlich „Augen-Natur“ gearbeitet. Eine spezielle Brille (Bildschirmbrille, Autobrille), die über 100% geht, kann dann vor Verspannungen und Kopfschmerzen schützen, denn ein dauernd konzentrierter Blick führt dazu, dass man den Nacken anspannt und die Augen zusammenkneift.
Das kann ins Auge gehen
Unter 70 % Sehschärfe – dies entspricht etwa -0,5 Dioptrin – MUSS beim Autofahren eine Sehhilfe (Brille oder Kontaktlinsen) getragen werden. Spätestens beim Sehtest, der für den Führerschein zwingend erforderlich ist, wird dies festgestellt und im Führerschein eingetragen. Wer seine Brille dennoch nicht trägt beim Fahren, muss 25,- € Bußgeld (Ordnungswidrigkeit) zahlen. Und wehe dem, der ohne Sehhilfe einen Unfall baut, denn der begeht eine Straftat.
Quelle (Foto): pixabay.de