Vortragstitel: „Die Rehabilitation in der Augenheilkunde und eine Versorgungslücke“
Referenten: Prof. Kathleen Kunert und Prof. Norbert Schrage
Datum: 22. Mai 2025
Veranstaltung: SightCity Forum
Inhalt:
Einführung und Vorstellung der Referenten
- Prof. Kathleen Kunert ist die einzige Chefärztin für augenheilkundliche Rehabilitation in Deutschland und arbeitet in Masserberg im Thüringer Wald
- Prof. Norbert Schrage leitet eine Augenklinik in Köln und ist seit Jahren federführender Augenarzt bei der SightCity
Definition und Ziele der Rehabilitation
- Medizinische Rehabilitation soll Behinderungen abwenden, beseitigen, mindern und ausgleichen
- Unterschied zwischen „Kur“ (Gesundheitserhalt) und Rehabilitation (bei bestehender Krankheit)
- Ziel: Einschränkungen der Erwerbsfähigkeit und Pflegebedürftigkeit vermeiden
Anforderungen und beteiligte Berufsgruppen
- Multidisziplinärer Ansatz mit verschiedenen Berufsgruppen (Augenärzte, Optometristen, Sozialarbeiter, Ergotherapeuten)
- Psychologische Betreuung zur Krankheits- und Behinderungsverarbeitung
- Vermittlung von Kontakten zur Selbsthilfe und Beratungsstellen
Versorgungslücke in der augenheilkundlichen Rehabilitation
- In Deutschland gibt es ca. 1,2 Millionen sehbehinderte oder blinde Menschen
- Nur etwa 1.500 augenheilkundliche Rehabilitationen pro Jahr (im Vergleich zu 1,4 Millionen Reha-Maßnahmen insgesamt)
- Nur eine einzige Klinik für augenheilkundliche Rehabilitation in Deutschland (Masserberg)
Warum Reha trotz unveränderlicher Sehkraft
- Reha verbessert nicht das Sehen, sondern die Funktionen und Aktivitäten der Teilhabe
- Kompensationsstrategien und Hilfsmittel können getestet werden
- Soziale Isolation und Folgeprobleme wie Stürze können vermieden werden
Psychische Verarbeitung und Kompensationstechniken
- Hohe Raten von Depression und Angst bei Sehbehinderungen (bis zu 90%)
- Training mit Hilfsmitteln und Technologien (Bildschirm-Arbeitsplatz, Smartphone-Nutzung)
- Austausch mit anderen Betroffenen als wichtiger Bestandteil
Berufliche Rehabilitation und Teilhabe am Arbeitsleben
- Medizinisch beruflich orientierte Rehabilitation (MBOR) für Erwerbstätige
- 90% der Patienten in der augenheilkundlichen Reha haben berufliche Problemlagen
- Vermeidung langer Krankschreibungen durch frühzeitige Rehabilitation
Fallbeispiele und Erfolgsgeschichten
- Beispiel einer Grundschullehrerin, die nach Verlust beider Augen durch gezielte Rehabilitation wieder als Schuldirektorin arbeiten konnte
- Besondere Versorgungsmöglichkeiten für Opfer von Gewalttaten und Sportunfällen
Zukunftsperspektiven und Handlungsbedarf
- Bedarf an mehr stationären Einrichtungen in Deutschland (Ziel: 2-3 Kliniken)
- Etablierung ambulanter Standorte an Akutkrankenhäusern
- Ausbildung von mehr Rehalehrern, da aktuell lange Wartezeiten bestehen
Rechtlicher Hinweis
Dieser Mitschnitt wurde während der SightCity 2025 aus den Online Ausstellervorträgen erstellt. Das Urheberrecht an den Aufnahmen liegt bei der SightCity GmbH. Jede Verwendung, Vervielfältigung oder Verbreitung durch Dritte ist ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung untersagt. Die Verarbeitung personenbezogener Daten erfolgt gemäß den Bestimmungen der DSGVO. Produktangaben entsprechen dem Stand der SightCity 2025; Änderungen vorbehalten; keine Gewähr für Schreib- oder Übertragungsfehler.
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